Gute Organisationsberatung erkennen: Der Beratermarkt in Deutschland boomt in den letzten Jahren wie selten zuvor. An jeder Ecke und in immer kürzeren Abständen wird ein jeder von uns mit „neuen“ Beratern und Beratungsmethoden konfrontiert. Woran erkennen Sie was eine „gute“ und somit wirksame Organisationsberatung ausmacht?!
Organisationsberatung: Was eigentlich ist ein Organisationsberater?
In dem dritten Modul meiner Ausbildung zum Systemischen Organisationsberater stand das Thema Beratungsebenen im Fokus. Gleich zu Beginn des Moduls sind wir auf eine grundlegende und aus meiner Sicht fundamentale Frage eingegangen.
Was eigentlich ist ein Organisationsberater und welche Aufgaben hat er?
Oftmals wird heutzutage in der modernen Arbeitswelt von der Führungskraft als Coach gesprochen. Dieses Konzept hat sicherlich viele sinnvolle Ansatzpunkte und gleichzeitig sehe ich eine entscheidende Schwierigkeit bei der Implementierung dieses Konzeptes in den Unternehmen/Organisationen (im Folgenden verwende ich ausschließlich den Begriff Unternehmen, allerdings schließe ich hiermit den Begriff Organisationen mit ein).
Bei einer Führungskraft handelt es sich um jemanden der Teil des Systems, sprich des Unternehmens, ist. Somit ist sie nicht in der Lage „neutrale“ Beobachtungen des Systems von außen wahrzunehmen und wird von den Dynamiken im Unternehmen entscheidend beeinflusst. Mehr sogar noch, Führungskräfte beeinflussen das Wirken in den Unternehmen entscheidend, in dem sie den Fokus dafür festlegen wohin sich eine Abteilung, ein Team oder sogar das gesamte Unternehmen hin entwickeln soll.
In diesem Punkt liegt der entscheidende Unterschied zu dem was einen Organisationsberater ausmacht. Sie agieren als Supervisoren und gucken je nach Auftrag dorthin wo der Fokus im Unternehmen, in der Abteilung oder aber im Team liegt. Somit führen Berater als ersten Schritt in einem Beratungsprozess immer eine Analyse durch und beobachten die unterschiedlichen im System herrschenden Muster.
„To create one must first question everything.“
Eileen Gray
Effektive Organisationsberatung und ihre Aufgaben
Damit ist allerdings erst der erste Teil der Ausgangsfrage beantwortet. Die Aufgaben eines Beraters, welcher Organisationsberatung betreibt sind vielschichtig, komplex und hängen darüber hinaus allesamt zusammen bzw. bauen aufeinander auf.
In meinen beiden vorherigen Beiträgen zu dem Thema (Systemische) Organisationsberatung schreibe ich u.a. darüber wie wichtig es ist, dass man als Berater eine Anschlusskommunikation mit dem zu beratenden System herstellt damit man selbst nicht im RAUSCHEN landet. Ziel jeder Beratung ist es ein gemeinsames Werk entstehen zu lassen und darin liegt bereits eine der Hauptaufgaben für Organisationsberater bzw. Organisationsberatung.
Jetzt werden Sie sich sicherlich denken: „Alles schön und gut. Doch wie schaffe ich es als Organisationsberater gemeinsam mit meinem Klienten jedes Mal ein gemeinsames Werk entstehen zu lassen?“
Aktives Zuhören als Schlüssel zur Öffnung bei der individuellen Organisationsberatung
Eine der wichtigsten Methoden – wenn nicht sogar DIE wichtigste – ist das Aktive Zuhören. Beim Aktiven Zuhören wird dem Gegenüber (der Gesprächspartner) durch offene (Nach-)Fragen und Körpersignale von Beraterseite echtes Interesse an der eigenen Sache (an dem Thema) gezeigt und somit zum Reden motiviert. Anstatt dem Gegenüber seine eigene Weltanschauung (in der Systemik: Landkarte) aufzudrücken wird das Gespräch durch Fragen geführt. Somit offenbart das Gegenüber tiefe grundlegende Einblicke in das eigene System und die eigene Landkarte und es ist uns als Berater möglich die Sichtweise des Klienten auf das System / das Thema durch gezieltes Nachfragen zu erweitern. Das ist eine weitere wichtige Aufgabe von Organisationsberatern, dafür zu sorgen, dass der Klient seine eigene Wahrnehmung bzw. Perspektive durch einen durch den Berater angestoßenen Reflektionsprozess erweitert oder aber vertieft.
„Probleme lassen sich nicht mit Denkweisen lösen, die zu ihnen geführt haben.“
Albert Einstein
3 Faktoren als Grundlage für Aktives Zuhören – bei der fundierten Organisationsberatung
Hierbei gilt es als Berater ein gewisses Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen und die Wirkung folgender Faktoren zu beachten:
- Empathie: Hiermit ist die Bereitschaft und Fähigkeit gemeint, sich in die Einstellungen, Gefühle, Emotionen, Empfindungen oder Motive anderer Menschen hineinzufühlen.
- Kongruenz: kommt vom lat. Begriff congruens und bedeutet so viel wie übereinstimmend, passend. Im Endeffekt ist hiermit die authentische Kommunikation des Beraters mit seinem Gegenüber gemeint. Einfach ausgedrückt bedeutet es sowohl mit sich als auch mit seinem Klienten in Kontakt sein. Personen, welche kongruent sind werden oftmals auch als authentisch oder integer beschrieben. Kongruenz ist dahingehend wichtig und entscheidend in einem Beratungsprozess, weil sie die Grundlage für Resonanz (= gemeinsamen Schwingungszustand zwischen Berater und Klient) bildet.
- bedingungslose positive Zugewandtheit: Hierbei handelt es sich um eine innere Einstellung und Haltung seinem Gegenüber. Es betrifft einen Menschen als Ganzes in seinem Wesen und ist unabhängig von seinen Taten oder Leistungen zu sehen. Am besten lässt sich dieser Begriff mit den Worten Wertschätzung, Respekt und Wohlwollen beschreiben.
Berater sind an Wirksamkeit interessiert und wollen diese erzeugen
Wie bereits angedeutet geht es im Rahmen eines Beratungsprozesses darum dem Gegenüber (dem Klienten) behilflich zu sein ohne die eigene Landkarte anzubieten. Hierfür ist die Methode des Aktiven Zuhörens die am besten geeignete da sie am stärksten an der Logik des Gegenübers ansetzt. Sie gibt dem Gegenüber somit den notwendigen Raum und lässt dessen Entfaltung zu.
Zum Aktiven Zuhören gehören folgende drei Techniken:
- soziales Grunzen: Das kann ein einfaches Kopfnicken oder aber auch „Zustimmungslaute“ wie „mmmhhhh“ oder „aaaahhhhh“ sein.
- Paraphrasieren ist das Wiederholen des inhaltlich Gesagten mit den eigenen Worten und zentraler Schlüssel beim Aktiven Zuhören. Es führt dazu, dass sich das Gegenüber verstanden fühlt und ebenso dazu, dass das Gegenüber überprüfen (validieren) kann, ob das inhaltlich Wiederholte so stimmt.
- Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte: Hier befinden wir uns als Berater auf der Emotions- und somit auf der Bedeutungsebene. Ich gebe dem Gegenüber wieder (Resonanz) was ich spüre und bringe somit den Organismus in den Raum. Das bedeutet, dass sich das Gegenüber selbst spürt und somit in einen Verarbeitungsprozess gelangt.
Beherrscht ein Berater die Methode des Aktiven Zuhörens so beherrscht er eine der zentralen Organisationsberater Aufgaben. Durch das Ansetzen an der Logik des Gegenübers und mit Hilfe der genannten Techniken wird der Fokus auf das Erleben und Verhalten des Klienten gerichtet. Somit entsteht Anschlusskommunikation und der Berater ist in der Lage gemeinsam mit seinem Klienten ein gemeinsames Werk im Rahmen des Beratungsprozesses entstehen zu lassen.
Auch Sie möchten nicht mehr so oft im RAUSCHEN landen?! Dann nehmen Sie jetzt Kontakt mit uns auf und vereinbaren Sie einen Termin zu einem kostenlosen Erstgespräch.
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