Führung im Wandel
In den letzten Jahren nimmt die Anzahl derjenigen Führungskräfte, welche Coachingleistungen in Anspruch nehmen stark zu. Ein zentrales Kernthema in diesen Coachings ist vor allem die Überforderung mit der sich den Führungskräften zeigenden Komplexität des Unternehmens- und Geschäftsalltages.
Nun könnte man sich die Frage stellen, ob es keine gut ausgebildeten und somit geeigneten Führungskräfte mehr gibt, welche den Anforderungen und Erwartungen der Unternehmer sowie Mitarbeiter entsprechen und somit gerecht werden. Doch das ist nicht unsere Auffassung, denn in unseren Coachings begegnen wir Menschen, die über eine sehr gute Ausbildung und langjährige Berufserfahrung verfügen und vor allem die notwendige Begeisterung für ihr Tun mitbringen. In diesem Beitrag möchten wir den Fokus daher darauf legen, mit welchen vermeintlich neuen Anforderungen Führungskräfte sich heutzutage im Geschäfts- und Unternehmensalltag konfrontiert sehen und welche Herausforderungen damit an eine „moderne“ Führungskraft gekoppelt sind.
Führung: Das bisherige Führungsverständnis kommt an Grenzen!
Es gibt zahlreiche Werke und ausreichend Literatur, die sich intensiv mit dem Thema Führung und alles was damit zusammenhängt auseinandersetzt – Führungsmodelle, Führungsstile, Führungstests. Ohne diesbezüglich ins Detail gehen zu wollen, ist es dennoch wichtig sich die Entwicklung der letzten Jahre etwas genauer anzuschauen.
Vor ein paar Jahren war die Diskussion um die unterschiedlichen existierenden Führungsstile in aller Munde – von autoritär über demokratisch hinzu situativ und partizipativ… Ein Ende war nicht in Sicht. UND dennoch hat uns dieses Wissen um diese verschiedenen Führungsstile nicht wirklich „schlauer“ gemacht bzw. weitergebracht.
Denn, aus Sicht einer Führungskraft, beginnt es bereits einen Schritt vorher. Bevor ich mich mit der Frage „Wie führe ich?“ auseinandersetzen kann gilt es sich mit der Frage „Was ist Führung?“ bzw. „Was ist mein Verständnis von Führung?“ auseinanderzusetzen.
Doch diese Frage haben sich bis dato nur die wenigsten Führungskräfte gestellt, waren und sind sie teilweise immer noch mit den nicht zu greifenden Themen wie Digitalisierung und Globalisierung, sprich der Arbeitswelt 4.0 viel zu beschäftigt.
Was bedeutet „Führen“ eigentlich?!
Aus unserer Erfahrung heraus können wir feststellen und erkennen, dass sich aus einem Fachkräftemangel mittlerweile auch ein Führungskräftemangel entwickelt hat. Die Unternehmen suchen händeringend nach gut ausgebildeten Führungskräften, oftmals vergeblich. Doch daran ist nicht nur der Fachkräftemangel Schuld. Es fehlt in dieser Hinsicht nicht nur an Mann- und/oder Frauenpower, sondern auch an einem grundlegenden Verständnis von Führung bzw. was Führung alles leisten muss.
Oftmals wird der Begriff „Führung“, ohne dass wir weiter darüber nachdenken, personifiziert. Auch Sie haben jetzt sicherlich eine ganz bestimmte Führungskraft, welche Sie entweder besonders gefordert und gefördert hat bzw. vielleicht auch enttäuscht hat, vor Ihrem inneren Auge.
Damit beginnt aus unserer Sicht jedoch schon das eigentliche Führungsdilemma. Denn anstatt das Thema Führung ganz konkret an einer Person fest zu machen, handelt es sich bei Führung vielmehr um eine Funktion des Unternehmens bzw. der Organisation.
Denn aus unserer Sicht ist Führung die Selbstorganisationsfunktion eines Unternehmens bzw. einer Organisation. Das soll heißen, dass all‘ das was Führung macht nicht personenbezogen ist, sondern eine Antwort auf die Komplexität der Organisation. Somit geht es bei Führung darum passende Antworten und Entscheidungen auf die sich den Unternehmen bietende Komplexität zu finden und geben. Kurzum, Führen heißt für eine Entscheidung zu sorgen.
„Die Frage ist nicht, wie man bessere Regeln formuliert, sondern wie man Teams unterstützen kann, damit sie die beste Lösung finden. Wie kann man die Möglichkeiten der Teammitglieder stärken, sodass sie möglichst wenig richtunggebende Anweisungen von oben brauchen?“
– Jos de Blok –
Die effektive Führungskraft
Dieses Verständnis von Führung hat weitreichende Folgen, sowohl für die Unternehmen und Organisationen als auch für die Führungskräfte. Denn anstatt sich den ganzen lieben langen Tag mit dem jeweiligen Führungsstil einer Führungskraft auseinanderzusetzen sollten folgende zwei Fragen im Fokus stehen:
Was macht das Unternehmen zum Thema Führung?
Versorgt es das System und die jeweiligen Beteiligten bzw. die jeweiligen Führungsaufgaben mit ausreichend Entscheidungsprämissen?
Sind diese beiden Fragen beantwortet können auch Führungskräfte konkret daran „gemessen“ werden in welcher Art und Weise und mit welcher Prämisse sie dafür sorgen, dass bestimmte Entscheidungen getroffen werden bzw. diese treffen.
Jetzt werden Sie sich vielleicht sagen, dass die Ansicht zum Thema Führung und was Führung alles leisten muss eine Art Wunschdenken bzw. Idealzustand von uns ist. UND, Sie haben recht! Viel zu viele Führungskräfte sind heutzutage damit beschäftigt die Operative ihres Unternehmens, ihrer Abteilung oder ihres Teams zu managen oder aber am Laufen zu halten. Sie stecken täglich in Meetings fest und lösen „kleinste“ Probleme, für die sie nicht verantwortlich sind.
„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“
– Antoine de Saint-Exupéry –
Aus diesem Grund sind wir der festen Auffassung, dass sich das allgemein vorhandene und weit verbreitete Verständnis von Führung ändern muss. Die Hauptaufgabe einer Führungskraft liegt darin, dass sie Entscheidungen herbeiführt und trifft. Das sicherzustellen und den Raum dafür zu schaffen ist und wird zukünftig die (Haupt-)Aufgabe der Unternehmen und der Organisation sein damit sie weiterhin erfolgreich am Markt bestehen können.
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